schon seit längerem verfolgen wir die Beiträge in diesem Forum mit großem Interesse und möchten Dich an dieser Stelle gerne zu unserem Refit-Vorhaben eines Stahlbootes um Rat fragen.
Bei dem Schiff handelt es sich um einen Doppelknickspanter nach einem Riss von Van de Stadt (Länge ca. 38 Fuß, Baujahr 1979, Kasko-Werftbau), welchen wir zur Zeit vollständig entkernen.
Wie nicht anders zu erwarten war, zeigen sich die Problemstellen am Rumpf vor allem an seiner Innenseite. Nachfolgend eine kurze Übersicht:
Unterhalb der Wasserlinie: Vor allem im Vorschiff, Kielbereich sowie Bad/WC Ablösung von Platten unterschiedlicher Zusammensetzung, lokal bis zu 5 mm Stärke (viel Owatrol, alte Konservierung, Rost). Hiervon sind auch die Stringer betroffen.
Im Kiel selbst befindet sich vergossenes Blei als Ballast. Dieser wurde nach einem Krängungstest um mit Asphalt vergossene Bleibarren ergänzt und die Oberseite mit Dichtmasse für Dehnungsfugen versiegelt. Diese Dichtmasse wurde bis jetzt noch nicht entfernt.
Oberhalb der Wasserlinie: Roststellen im Bereich der Seitenfenster, Luken und sonstigen Durchlässen (Lüfter, Entwässerung, usw.) sowie an einigen Stellen abenteuerliche "Reparaturen" mit Glasfaser und Epoxidharz (mindestens zwei Flächen mit ca. 15 x 50 cm)
Fazit: Die alte Konservierung an Kiel- und Kimmgang ist de facto nicht mehr vorhanden, am Schergang und im Deckenbereich jedoch weitgehend noch intakt (allerdings 35 Jahre alt), mit Ausnahme von Luken, … (siehe oben).
Die nächsten Schritte:
Zunächst soll großflächig die noch vorhandene Wandstärke des Rumpfes per Ultraschall ermittelt werden. Falls der Befund in unseren Augen ein weiteres Vorgehen rechtfertigt, möchten wir zunächst den Rumpf von innen strahlen lassen und neu konservieren. Genau zu diesem Thema haben wir nun einige Fragen:
1. Sollten aufgrund ihres Alters auch die noch intakten Bereiche der Konservierung (an Scheergang und Decke) gestrahlt und neu beschichtet werden? Wird auf diese Weise u.U. mehr kaputt gemacht, da schwer zugängliche Bereiche ggf. nicht vernünftig gestrahlt und neu konserviert werden können (z.B. die Rückseite der T-Eisen / Stringer)?
2. Genügt im Bereich der Luken und Lüftungen eine Entrostung mit "einfacheren" Mitteln (Winkelschleifer, Drahtbürste, usw.)?
3. Wie wird mit den Schnittstellen (alte/neue Konservierung) umgegangen, falls die noch intakte Konservierung erhalten werden kann? Können gut erhaltene Bereiche ggf. auch einfach angeschliffen und überstrichen werden?
4. Wie ist sinnvoll mit den überlaminierten Flächen umzugehen?
5. Wie könnte der neue Farbaufbau aussehen?
Wegen geplanter Langfahrt soll zwar alles vernünftig gemacht, jedoch das ohnehin hohe Kosten/Nutzen-Verhältnis nicht über alle Maße gesprengt werden.
Nachfolgend findest Du noch einige Angaben zur Konservierung des Rumpfes und zum Farbaufbau (Alter, Typ, verwendete Fabrikate usw.), soweit sie uns durch den Voreigner mitgeteilt wurden. Beigefügt sind außerdem einige hoffentlich "interessante" und aussagekräftige Bilder.
Stahl
kaltverzinkter Schiffbaustahl, genaue Sorte unbekannt
Konservierung - Rumpfinnenseite
Tenaxon, 2K-Aufbau
Konservierung - Rumpfaußenseite
Kaltverzinkung, Sikkens, 1K-Aufbau, neu im Jahr 2001
Konservierung - Deck
Sicomin Deckline 2, ca. 10 Jahre alt
Zur Eindämmung von Rost an verschiedenen Stellen unterhalb der Wasserlinie wurde wiederholt und großflächig Owatrol-Öl und Owatrol C.I.P. verwendet (siehe rote Färbung auf den Bildern im Anhang).
Wir würden uns wirklich sehr über die eine oder andere Hilfestellung freuen, denn nach wie vor besteht zumindest die Hoffnung auf Rettung des Schiffes. - Verschrotten und neu kaufen ist daher (noch) keine Option ;-)
Viele Grüße und besten Dank im Voraus
Dirk und Ute
Bild 1: Vorschiff nach Entfernung loser Beschichtung
Bild 2: Bilge vor Entfernung loser Beschichtung / 1
Bild 3: Bilge vor Entfernung loser Beschichtung / 2
Bild 4: Ausschnitt Deckenuntersicht
Bild 5: Untersicht Luke Pantry
Bild 6: Untersicht Vorschiffsluke und Lüfter
Bild 7: Glasfaser und Epoxidharz im Schergang
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