Heute wissen wir, dass es sich um Osmosevorgänge handelte. Der Begriff "Osmose" wird im Zusammenhang mit den Schäden allgemein sprachlich falsch eingesetzt.
Osmose ist ein physikalischer Vorgang. Die dadurch hervorgerufene "Bläschenkrankheit" oder "GFK-Pest" ist eine Schädigung des Laminats und somit keine Osmose. Also haben wir die Ursache (Osmose) und das Symptom (Bläschen und die Schädigung des Laminats). Die Ursachen sind heute weitgehend geklärt und es ist eine Reduzierung der osmotischen Prozesse möglich. Die erste und sicherste Feststellung ist das Bemerken der Bläschen am Unterwasserschiff, v.a. auf der nach Süden gelegenen Seite des Liegeplatzes der Yacht. Der geöffneten Blase entströmt oft ein leichter Essiggeruch oder Mandelgeruch, meist aber überhaupt kein Geruch. Die Bläschen sind nur kurz nach dem Aufslippen zu sehen, sie können schon nach einigen Stunden besonders bei trockenem Wetter verschwunden sein. Wenn also eine Bläschenrissbildung entsteht, die mit dem bloßen Auge kaum sichtbar ist, dann wurde bereits das Harz durch die Osmose geschädigt. Bei älteren Yachten ist oft der Gelcoat bereits so stark versprödet, dass sich darunter auf Grund der Durchlässigkeit kein Überdruck mehr entwickeln kann. Viele Skipper sind oft der Meinung, dass das Boot keine osmotischen Schäden hat, wenn keine Bläschen sichtbar sind. Wenn die Mattenbinder sich von den Harzen lösen, dann ist das in der Regel nicht sichtbar; es gibt also auch keine Blasen. Leider begreifen zu wenige Skipper, welche physikalischen Vorgänge bei Ihrer Yacht den größten Wertverlust verursachen. Dazu kommen noch viele Vertreter, die den verunsicherten Skippern dann den "Stein der Weisen" verkaufen wollen. Warum im Ostseeraum die Osmosehäufigkeit trotz 1/2 Jahres-Winterlager besonders hoch ist hat einen Grund, den keiner gerne hört. Dort, wo derartige Schäden am häufigsten auftreten, sind die meisten Spezialisten/Verteter/Verkäufer (häufig von International) tätig. In den Marians wurden zahlreiche Regionalbüros eingerichtet mit der Folge: Aus einer Lage Grundierung als Haftgrund für eine Antifouling wurden 8-10 Lagen Osmoseschutz. Es hat sich bei vielen noch nicht herumgesprochen, dass nicht die Schichtstärke vor Osmose schützen kann, sondern nur die Feuchtedichte.
Es steht fest, dass alle mit Orthophthalsäureharze gebauten Boote im Laufe der Zeit eine Osmose-Schädigung bekommen. Das ist natürlich auch abhängig von der Fertigung. Ungenügend entlüftete Laminate sind anfälliger als gut gerollte, ungetemperte Rümpfe sind sehr gefährdet. Die vor mehr als 15 Jahre alten mit Orthophthalsäureharz gebauten Rümpfe hatten alle eine Schädigung durch Osmose. Mir sind allerdings auch nachweislich mit Isophthalsäureharz gebaute 25 Jahre alte Rümpfe untergekommen, die einige Blasen aufwiesen. Es ist so, dass kein Laminat dauerhaft über einen langen Zeitraum zu schützen ist. Von den Firmen BASF und Bayer wurden zahlreiche Versuche gefahren und dabei stellte sich heraus, dass jedes Harz zu schädigen ist.
Die Resultate lauteten:
Wasserbad bei +60° C => versagen der Harze
- Orthophthalsäureharz (Ortho): 150 - 200 Stunden Belastung Isophthalsäureharz (Iso): 800 Stunden Belastung
- Neopentylglycol (NPG): 2 400 Stunden Belastung
- Vinylesterharz mit Neopentylglykol mit Pigmentierung > 3 000 Stunden
- Vinylesterharz mit Neopentylglykol ohne Pigmentierung > 5 - 6 000 Stunden
- Vinylesterharz mit Neopentylglykol, versiegelt PVC-Vinyl oder Polyurethan-Acryl > 6 - 10 000 Stunden
Vorteil Polyesterharz gegenüber Epoxidharz
Einfache Handhabung und Verarbeitung, da die Härterzugabe in einem bestimmten Verhältnis variabel ist. In der Regel beträgt die Härterzugabe zwischen 1,5-2,5 %. Die Härtermenge wird vom Hersteller angegeben. Es ist jedoch Vorsicht geboten. Eine über die technischen Vorgaben hinausgehende Härterzugabe zum Polyesterharz führt zu Versprödung des Bauteils, wohingegen eine geringere Menge als vorgegeben zu einer Nichtdurchhärtung führt. Polyesterharz ist günstiger als Epoxidharz. Polyesterharz lässt sich gut mit Glasfasermatte verarbeiten, da der Binder bei Glasfasermatten durch das in Polyesterharz enthaltene Styrol aufgelöst wird.
Nachteil Polyesterharz gegenüber Epoxidharz
Starke Geruchsentwicklung (vor allem beim aushärten) durch das im Polyesterharz enthaltene Styrol. Hochwertige Polyesterharze (Bspw. Resinpal 1705) enthalten Hautbildner, welche die Styrolemission herabsetzen. Polyesterharz besitzt als in der Regel geringer ausgeprägte mechanische Eigenschaften als Epoxidharz. Dies gilt nur im Verbund mit Verstärkungsfasern und gilt nicht für das reine Kunstharz an sich. Polyesterharz hat eine geringere addhesive Eigenschaft als Epoxidharz, bspw. auf Metall.
Vorteil Epoxidharz gegenüber Polyesterharz:
Im Verhältnis zu Polyesterharz besitzt Epoxidharz im Verbund mit Verstärkungsfasern stärker ausgeprägte mechanische Eigenschaften. Epoxidharz schrumpft nach Aushärtung weniger als Polyesterharz. Diese Eigenschaft kommt vor allem beim Werkzeugbau / Formenbau zum Tragen. Epoxidharz ist in der Regel geruchlos und daher auch im Indoorbereich einsetzbar. Epoxidharz besitzt ausgezeichnete Klebeeigenschaften (bspw. auf Holz und Metall). Die gute Klebeeigenschaft zeigt sich auch durch eine starke Faserhaftung. Dies ist einer der Gründe für die höheren mechanischen Eigenschaften von Epoxidharz im Vergleich zu Polyesterharz. Epoxidharz besitzt eine hohe Hydrolysebeständigkeit und ist weitaus resistenter gegenüber Osmose als Polyesterharz und ist somit gut für GFK-Teile geeignet, die Wasser ausgesetzt sind (bspw. Boote).
Nachteile Epoxidharz gegenüber Polyesterharz:
Beim Anmischen sollte das genaue Epoxidharz-Epoxidhärter-Verhältnis eingehalten werden. Eine überschüssige Härterzugabe führt zur Versprödung des Bauteiles, während eine zu geringe Härterzugabe eine Durchhärtung behindert. Epoxidharz ist teurer als Polyesterharz. Epoxidharz lässt sich nur eingeschränkt mit Glasfasermatte verarbeiten. Der Grund liegt darin, dass Glasfasermatten einen Binder enthalten, der durch den Binder im Styrol gelöst wird. Es wird daher empfohlen, dass man Epoxidharz grundsätzlich mit Glaslamentgewebe, Glasfasergelege bzw. Carbongewebe verarbeitet.