09.06.2022, 10:44
Hallo Micha,
wie auf den Bildern zu sehen ist, haben wir Abplatzungen einmal bis zu einer schwarzen Beschichtung, vermutlich Offshor oder Yachtcare, dann Abplatzungen die weißen Stellen vermutlich bis zu Gelcoat.
Bei der Anwendung von VC-Offshore müsste ein VCTar Haft-Grund vorhanden sein was auf den Bildern nicht zu erkenennen ist. VC-Offshore enthält PTFE-Teflon oder auch bei der Farbe schwarz Graphit für Antihafteigenschaften. Wir haben es also weniger mit einen Antifouling zu tun, sondern mit einer Antihaftbeschichtung die bei entsprechende Auslastung für pflanzlichen Bewuchs ausreichend ist, aber keinen Schutz vor tierischen Bewuchs hat. So wie das aussieht hat das Offshore wunderlicherweise ohne den Primer gehalten, was einen kräftigen - rauhen Untergrund durch anschleifen erfordert. Da es sich um einen Saison-Wasserlieger handelt, sehe ich da noch nicht das große Problem. Auf das Offshore wurde ein Hardracing von Hempel gestrichen was kompatiebel ist. Auf dem Bild drei sind großflächige Abplatzungen zu erkennen die übeschichtet wurden. Da weiß ich nicht, ist da Hartracing, oder die EP-Grundierung abgeplatzt. Ich vermute es wa die EP-Grundierung, denn eine 2 K. EP-Beschichtung auf ein 1 K. Antifouling das kann nicht funktionieren, darauf das Yachtcare wieder ein Hardracing. Die vielen kleineren Abplatzungen vom Hartracing auf das Yachtcar lasen ein Taupunktproblem erkennen. Wird ein Boot beschichtet und es ist die Objekttemperatur vom Boot niedriger als die Umgebungstemperatur, weil das Boot in den Nachtstunden abgekühlt ist, dann bildet sich Kondensfeuchte was zu solchen vielen kleinen Abplatzungen führt.
Ich muss mir eingestehen, daß ich keine einfache Lösung anbieten kann. Normalerweise wäre Abbeizen mit TOP155 oder GEl170 - sehr Arbeitsaufendig - kein Problem. Da aber das Yachtcare beschichtet wurde, funktionieren keine Beizen die einen Gelcoat nicht auflösen. Verwenden wir eine Beize die uns das Yachtcare löst, dann ruinieren wir den Gelcoat und die darunter liegend Barriere. Bei einen Schaber ist so wie das aussieht der Untergrund zu fest. Wird Trockeneisgestrahlt, dann wird der Gelcoat vollständig perforiert und müsste vollständig ersetzt werden. Wird mit Sand gestrahlt, auch da müsste der Gelcoat mit 2-3 Lagen Multicoat verstärkt werden, wobei das bei entsprechender Vorsicht noch die beste Lösung wäre. Die Firma Wrede würde meiner Meinung strahlen, 1 Lage Laminat, Spachteln, EP-Grundierung, Haftgrund dann Antifouling auftragen. Dabei ist mit Kosten von 1200,-€ zzgl Mwst. 19%, mehrmaliges umsetzten je laufenden Bootsmeter zu kalkulieren. Das wären also an die 16-18 Mille die da zu kalkulieren sind.
Damit bin ich bei der Verhältnismäßigkeit obwohl das Boot sicherlich den Aufwand wert ist, eine einfachere Lösung zu versuchen. Da der Untergrund fest ist so wie das aussieht, schleifen bis zum Offshore, auch wenn es tiefer geht dann den Gelcoat so weit wie möglich nicht zu beschädigen. Notfalls bei kritischen Bereich mit einer groben-mittleren Stahlwolle arbeiten, die den Gelcoat nicht beschädigt. Kleine Schäden im Gelcoat wenn vorhanden, die können wir mit einer EP-Feinspachtel ausbessern. Zuletzt nochmals das ges. Unterwasserschiff gründlich mit einer Phantermatte-Stahlwolle abreiben. Die Arbeiten müssen wirklich sehr - sehr sorgfälltig ausgeführt werden, kosten Zeit aber bieten die Möglichkeit dass wir ohne Strahlen eine vernünftige Lösung erzielen und den Gelcoat so weit wie möglich erhalten. Darauf beschichten wir nur 1 Lage, nicht mehr, Marine 470 Vinyl -ALU Primer. Als Antifouling 1 x das Hempel Globic 9000/8950. Da müsste dan zuerst einmal 2 Jahre reichen, wenn es funktioniert dann können wir beim nächsten Versuch mit 2 Lagen mit dem gleichen Antifouling oder mit Marine 522 Ecoship von BASF überschichten, was dann je nach Auslastung für 3-5 Jahre ausreicht. Der Grund beim ersten mal nur 1 x Antifouling ist, dass wir wenn eine Nachbesserung erforderlich ist auch leicht nachbessern können und keine hohen Schichtstäreken haben.
Ich muss mich hier aber ehrlich machen, wir haben ähnliche Vorfälle bei Yachten im Bodensee und vom Wiener Yachtverband so behandelt. Im Augenblick haben wir ein Ergebnis von 2-4 Jahren wo es funktioniert und nur geringe Nachbesserungen erforderlich sind. Nur 2-4 Jahre ist natürlich keie Reverenz, die Zeit ist einfach zu kurz, denn ein System sollte min. 15 Jahre funktionieren. Was eine osmotische Beschädigung betrifft, die erfolgen kann aber nicht muss, die können wir vernachlässigen da das Boot in den Wintermonaten entfeuchten kann.
Wir haben zahlreiche - ich sage Anstreicherfirmen die das für ca. 3-5 Mille machen würden. Die gehen mit der Rotex ran, egal was den Gelcoat betrifft, streichen 2-3 Lagen Gelshield, dann ein Antifouling. Nur das Boot ist 5 Jahre alt und noch viel zu kostbar für eine solche brachiale Vorgehensweise, denn da ist wirklich Sorgfalt und Geduld erforderlich um ein gutes Ergebnis zu erzielen und den Gelcoat der nun mal der wichtigste osmotische Schutz ist so weit wie möglich zu erhalten. Was in ein paar Jahren ist wissen wir noch nicht, aber strahlen, eine Beschichtung mit einen Reaktief-Harz, Primer Antifouling ist dann immer noch möglich.
Grüße Friedrich